Die bekannte Villa Wurmbach im Bezirk Dahlem in Berlin ist seit 2004 die Dienstvilla des jeweils amtierenden Bundespräsidenten. Seit 1962 gehört das Haus dem Bund . Dabei kann die Villa auf eine lebhafte Historie zurückblicken, bevor der Bund sie als Gästehaus erwarb.
Historie der Villa Wurmbach
Die Villa befindet sich in der Pücklerstraße 14 im Südwesten Berlins. Erbaut wurde sie 1912 von Julius Heinrich Friedrich Wurmbach jr.. Der Architekt war Richard Walter aus Berlin. Der Baustil entsprach dem Reformstil Anfang des 20. Jahrhunderts und inkludierte auch britische Landhausbereiche. 1926 beging Julius Wurmbach jr. in der Villa Suizid, weil er keinen Ausweg aus seinen wirtschaftlichen Nöten wusste. Danach erwarb Hugo Heymann, ein jüdischer Kunstperlenproduzent, die Villa. Im Zuge der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten verkaufte er die Villa an den Verleger Waldemar Gerber. Genau um diesen Verkauf gab es immer wieder Spekulationen, da hier auch ein sehr geringer Kaufpreis vereinbart worden sein soll. 1962 erwarb der Bund die Villa Wurmbach, welche als Gästehaus dienen sollte.
Neuzeit der Villa Wurmbach
1998 wurde die Villa Wurmbach sehr aufwändig und mit hohen Kosten renoviert. In der Zeit von 1999 bis 2001 war die Villa der Wohnsitz des Bundeskanzlers Gerhard Schröder. Danach folgten ab 2004 die jeweils amtierenden Bundespräsidenten Horst Köhler, Christian Wulff, Joachim Gauck und Frank-Walter Steinmeier.
Auf Betreiben des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier wurde 2018 am Anwesen eine Gedenktafel angebracht. Sie erinnert an die vormaligen Eigentümer der Immobilie, Hugo und Maria Heymann. Weiterhin erschien zu Beginn des Jahres 2020 eine Publikation über die Dienstvilla. Diese entstand durch das Betreiben des Bundespräsidialamts und der Bundeszentrale für politische Bildung.
Im Schwerpunkt geht es in der Publikation von Claudia Kramatschek um die vormaligen Eigentümer der Immobilie, Familie Heymann. In der Veröffentlichung wird die Geschichte rund um den Verkauf der Villa umfassend aufgearbeitet. Hierbei geht es auch schwerpunktmäßig um die Verfolgung von Hugo und seiner Ehefrau Maria Heymann durch die Nationalsozialisten. Darüber hinaus enthält die Publikation mit dem Titel „Die Villa in der Pücklerstraße. Hugo Heymann und die Vernichtung der wirtschaftlichen Existenz von Juden im Nationalsozialismus“ auf ihren 96 Seiten viele Abbildungen und Originaldokumente zur Immobilie. Gleichfalls ist die Ansprache von Bundespräsident Steinmeier zur Erinnerung an Hugo und Maria Heymann enthalten.
Die Vernichtung wirtschaftlicher Existenzen von Juden im Nationalsozialismus
Die Vernichtung wirtschaftlicher Existenzen von Juden durch den Nationalsozialismus findet in der nun erhältlichen Broschüre ein plastisches Beispiel, welches in umfangreichen Recherchen nachgewiesen wurde.
Immerhin hatte das Bundespräsidialamt eine Studie zum Verkauf der Immobilie im Jahr 1933 in Auftrag gegeben. Ziel der Recherchen sollte sein, den Grund des günstigen Verkaufs der Immobilie zu ermitteln. Der Verdacht, dass auch dieses Haus zu der bekannten Arisierung von Immobilien in der Zeit des Nationalsozialismus gehört, erhärtete sich allerdings nicht.
Allerdings trat bei der Zusammenfassung der Nachforschungen zu Tage, dass das Ehepaar Heymann die Villa Wurmbach 1933 unter einem gewissen Druck der geschichtlichen Ereignisse verkauft hat. Konkret soll eine entsprechende Verfolgung befürchtet und real drohend gewesen sein. Mithin sollen nach Studienauswertung mehrere Gründe für den günstigen Verkauf der Villa ausschlaggebend gewesen sein, die in persönlichen, wirtschaftlichen und politischen Hintergründen zu finden waren. Laut tradierter Geschichte fanden die bekannten Arisierungen von Immobilien ab Ende 1938 statt.