Lange Zeit schien es, als ob es einfach nichts Besseres gibt, als mitten in einer der angesagtesten Städte der Welt zu leben – und zwar in Berlin. In den letzten Jahren zeichnet sich aber ein neuer Trend ab. Mehr und mehr Menschen ziehen in den unter dem Namen „Speckmantel“ bekannten Teil, ins Umland der Metropole. Egal ob Studenten, Jungfamilien oder auch ältere Menschen, die Wahladresse immer mehr Berliner lautet Brandenburg.
Nach den Gründen für diese zunächst nicht ganz verständlich wirkende Entwicklung muss man nicht lange suchen. So sind zum Beispiel der seit 2005 zunehmende Wohnungsmangel in der Innenstadt, die steigenden Quadratmeterpreise für Miet- und Eigentumswohnungen als auch fehlende Kitaplätze und überfüllte Schulklassen ein immer größer werdendes Problem, das viele Menschen veranlasst, sich eine Wohnung in Brandenburg zu suchen.
Dagegen ist das Preis-Leistungs-Niveau für Wohnungsuchende in Brandenburg mehr als verlockend und sorgt dafür, dass sich so viele für eine Wohnung oder ein Haus in Brandenburg entscheiden: Denn, im Gegenteil zur Innenstadt, wo immer mehr Mieter unter zu hohen Wohnungspreisen zu leiden haben und ein Haus unbezahlbar ist, kann man in Brandenburg noch Bauland erwerben. Niedrige Zinsen erleichtern zudem den eigenen Hausbau.
Brandenburg – die Wohnlage der Zukunft?
Vor allem junge Paare, welche eine Familie gründen möchten oder auch schon Nachwuchs haben, träumen von einem Leben auf dem Land mit einem eigenen Garten, sind aber nichts desto trotz, wegen ihrer Arbeit, an die Innenstadt gebunden.
Wie kann man dieses Problem also lösen? Die Antwort heißt Brandenburg, denn hier bekommt man beides: Man lebt mitten im Grünen und kann ein ruhigeres Leben in einem kleineren Dorf oder in einer Stadt genießen, ist aber dennoch innerhalb kürzester Zeit in der Stadt, um seiner Arbeit nachzugehen oder auch die ein oder andere Veranstaltung mitzuerleben.
Es ist also alles andere als verwunderlich, dass sich so viele Mieter und Käufer für ein Objekt in Brandenburg entscheiden und den horrenden Mietpreisen und kleinen Wohnungen in Berlin den Rücken kehren. Dieser zunehmende Trend hat allerdings auch seine Schattenseiten, denn das früher vor allem durch Einfamilienhäuser geprägte Bild von Brandenburg, gehört nun längst der Vergangenheit an. Nicht nur mehr und mehr Wohnblöcke sind hier zu finden, auch die Mietpreise beginnen zu steigen.
In Brandenburg steigen die Grundstückspreise
Die Städte und Dörfer, welche direkt an Berlin angrenzen und an die öffentlichen Verkehrsmittel angeschlossen sind, wie beispielsweise Oranienburg, Birkenwerder, Rangsdorf oder Strausberg, werden immer dichter besiedelt. So hat sich die Einwohnerzahl in Glienicke bei Oranienburg seit 1989 fast verdreifacht und liegt nun bei knapp 13 000. Die Preise für bebaubares Land steigen von Jahr zu Jahr, die Bebauung wird immer enger und der Platz zunehmend knapp. Besonders im Randgebiet zum ehemaligen West-Berlin sind die Einwohnerzahlen in den vergangenen Jahren stark gewachsen.
Aufgrund der steigenden Nachfrage nach Wohnraum nimmt auch die Nachfrage nach Schul- und Kitaplätzen zu. Gemeinden sind mittlerweile gezwungen, die Aufnahme neuer Bürger zu beschränken, um die Versorgung ihrer vorhandenen Einwohner zu gewährleisten.
Aufgrund des starken Anstiegs der Einwohnerzahl hat sich auch die Verkehrslage drastisch verändert, da die meisten Menschen, die hier wohnen, zum Arbeiten nach Berlin pendeln und die Straßen somit, insbesondere am Morgen und am Abend, immer überlastet sind.
Das ist auch der Grund, warum man sich hier dazu entschieden hat, nicht noch mehr und dichter gedrängten Wohnraum zu schaffen und versucht den typisch ländlichen Charakter auf diese Weise am Leben zu erhalten.
Möchte man aber trotzdem auf das Leben im Grünen nicht verzichten und dennoch jederzeit schnell in Berlin sein, muss man noch weiter außerhalb nach Wohnraum suchen. Der Verband der Berlin-Brandenburger Wohnungsunternehmen (BBU) wirbt aktiv für neue Bewohner, beispielsweise in Fürstenwalde und in Brandenburg an der Havel, welche aus der Großstadt flüchten, aber trotzdem weiterhin „zentrumsnah“ leben möchten.
Gemäß dem Berlin Institut für Bevölkerung pendeln bereits mehr als 400 000 Menschen täglich von Brandenburg nach Berlin und auch von Berlin in den „Speckgürtel“, da hier viele industrielle Betriebe angesiedelt sind.